Montag, April 11, 2011

11 April 2011 5:05 [16 Januar 1925]

lovely grandma,
Ich möchte dir für so viel danken. Allein für die 15 Jahre die ich mit dir verbringen durfte. Mit der wundervollsten, liebevollsten, verständnisvollsten, klügsten, stärksten Oma der Welt. Als damals bei dir Krebs festgestellt wurde, war ich geschockt. Ich fing an über alles nach zu denken. Du hast mir das Kartoffel schälen beigebracht. Warst mit mir schwimmen, draußen auf der Wiese Ball spielen. Warst da für mich als ich noch klein war. Immer wenn ich bei dir war, gab es zum Mittagessen, Kartoffelbrei mit Spinat und Rührei. Keiner, wirklich keiner konnte dieses Gericht besser kochen als du. Doch von Zeit zur Zeit wurdest du immer Älter. Dein erster Schlaganfall, deine erste Herzoperation bis zum ersten Leistenbruch, vor ein paar Monaten. Keiner wusste wie es passiert war, nicht einmal du. Wie auch? Wenn du mir was erzählt hattest wusstest du nach 5 Minuten nicht mehr was du gesagt hattest. Altsheimer, Demenzkrank. Trotz allem hast du alles mit Humor gefasst. Als ich dich Samstag vor einer Woche besuchte und dich so hilflos mit Schmerzen bestückt da liegen sah, wusste ich nicht was ich denken sollte. So kannte ich dich nicht. Ich habe versucht meine Tränen zu unterbinden, doch gestern kam alles hoch. Diese krasse Veränderung innerhalb einem Monat. Es war furchtbar dich mit so vielen Schmerzen sehen zu müssen und ich wusste genau, dass dir keiner helfen kann. Keiner bis auf der Tod. Ich wäre gestern so gerne noch ein letztes mal mit zu dir gefahren, aber ich konnte nicht. Ich hätte einen Nervenzusammenbruch bekommen. Es tut mir so leid, bitte verzeih mir.
ich liebe dich

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Ich will das alles nicht sehen, nicht spüren, nicht mitbekommen. Ich lebe in einer Welt wo du noch existierst, geliebte Oma. Ohne dich fehlt ein Stück in meinem Leben. Ich komme mit der Situation nicht klar. Laut den Ärzten wärst du schon viel früher gestorben, doch du bist schon immer eine Kämpferin gewesen. Als ich damals deine Hand hielt, merkte ich wie du leicht zudrücktest. Weinen tu ich nur zuhause, weil es viel zu grausam wäre, allen zu erzählen, was der Grund für meine Traurigkeit ist. Doch ich bin stark, so wie du. Vielleicht nicht so wie du, dennoch stark. Ich werde mein Abitur machen, eine vernünftige Ausbildung abschließen und einen guten Job finden, so wie du es mir immer geraten hast. Ich werde kämpfen für dich und mich.